Der medienpolitische AfD-Fraktionssprecher Dr. Rainer Podeswa hat dem ZDF-Satiriker Jan Böhmermann Geschichtsvergessenheit vorgeworfen. „Eigentlich sollte man den Gedankenschrott gebührenfinanzierter Comedians gepflegt ignorieren. Aber wer die Bundeswehr mit der Wehrmacht gleichsetzt und den Ursprung der Tradition des Zapfenstreichs im Dritten Reich verortet, offenbart eine so abgrundtiefe historische Ahnungslosigkeit, dass man sich sorgen muss, wie es um das Bildungsniveau öffentlich-rechtlicher Mitarbeiter insgesamt bestellt ist. Zu behaupten, dass ‚Fackelmärsche von Uniformierten vorm Reichstag‘ die ‚ganze Welt retraumatisieren‘, ist schlimmster politischer Missbrauch zehntausender Soldaten, die am Hindukusch Ausdauer und Augenmaß bewiesen, Brunnen gebaut, Schulen errichtet – und ja, auch gekämpft haben: 59 Soldaten kehrten nicht nach Hause zurück. Aber in einem sozialen und medialen Klima, dass Männlichkeit per se als ‚toxisch‘ verunglimpft und einer umfassenden Pazifizierung des Landes das Wort redet, kann man offenbar nicht mehr anders als jede Form des Militärischen abzulehnen und das für jede Armee notwendige Prinzip von Hierarchie sowie Befehl und Gehorsam als dem dominierenden linken Selbstverständnis in Erziehung und Werteordnung widersprechend zu verurteilen.“

Davon kündet auch die Aufforderung mehrerer evangelischer Theologen im Vorfeld, sich als Kirche nicht daran zu beteiligen, befindet der Fraktionsvize. „Da muss man ja scheinbar froh sein, dass die –übrigens viel zu spät nach der desaströsen Rückholaktion anberaumte – Zeremonie überhaupt noch live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wird: Als Respektbezeugung für Soldaten, die für eine durchaus fragwürdige Politik Leib und Leben riskieren mussten. Dass die Ursprünge des Zapfenstreichs bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen und das Zeremoniell immer abends stattfindet und mehrere traditionelle militärische und musikalische Bestandeile aufweist, darunter die Nationalhymne, aber auch Fackelträger, hat übrigens kein Reporter erklärt. Stattdessen beeilt sich das ZDF zu schreiben, dass Kritiker das militärische Zeremoniell ‚in der unmittelbaren Tradition von preußischen Paraden und Hitlers Fackelzügen‘ sähen und von einem ‚Symbol des preußischen und deutschen Militarismus‘ sprächen. Was hat das mit dem Bildungsauftrag des Senders zu tun? Prompt forderten Böhmermann und andere Twitter-Promis, dass sich das ‚Land der Tüftler‘ doch eine ‚Zapfenstreich-Innovation‘ ausdenken könne. Ich interpretiere: Am besten im Tutu mit einer Regenbogenbinde am Arm, dazu Luftballons und LED-Leuchten. Die Geschwindigkeit, mit der die Traditionen dieses Landes mit medialer Unterstützung erst in Frage gestellt und dann abgeschafft werden, ist inzwischen beängstigend.“