Fraktionsvize und SWR-Rundfunkrat Dr. Rainer Podeswa hat dem WDR in der Karnevalsberichterstattung einen Kotau vor dem Zeitgeist vorgeworfen. „An einem Zusammenschnitt früherer Karnevalssendungen hatten Zuschauer ‚Blackfacing‘, also als Schwarze geschminkte Weiße, erkannt und auf Twitter Rassismus-Vorwürfe erhoben.  Prompt knickte der Sender ein, betrieb Selbstkasteiung und stellte in der Mediathek eine Tafel voran, dass Blackfacing ‚im Karneval zurecht kritisiert und verpönt‘ werde und die Szene nicht in den Zusammenschnitt hätte aufgenommen werden dürfen. Das ist armselig und zeugt von vorauseilenden Gesinnungsgehorsam.“

Wer Kostümträgern per se Rassismus und Diskriminierung unterstellt, ist das Gegenteil von weltoffen, denn zur Weltaneignung gehören alle Perspektiven, weiß Podeswa. „Wenn ‚Blackfacing‘ bereits 2015 zum Anglizismus des Jahres gewählt wurde, weil es als rassistisch gilt, die Identität und die Erfahrungen schwarzer Menschen als Kostüm zu behandeln, das weiße Menschen beliebig an- und ausziehen können, muss heute auch als rassistisch gelten, wenn ein Neger ein Nowitzki-Trikot samt blonder Perücke trägt. Apropos: Bayerns Finanzminister Markus Söder posierte am 06.02.2015 als fränkischer ‚Mahatma Gandhi‘, und niemand hat sich aufgeregt. Der mündige Bürger ist aber tatsächlich in der Lage, zwischen Kostümvorlage und Individuum zu unterscheiden. Ich erinnere auch an die hanebüchene Kampagne ‚Ich bin kein Kostüm‘: Sensibilisierung kippte hier in Bevormundung. Vielleicht müssen wir in Zukunft wenn schon kein Wahrheits-, so doch ein Satireministerium einrichten, das Kostüme, Büttenreden, Fastnachtswagen und Karikaturen rechtzeitig prüft und abnimmt. Schöne neue Welt.“